Juni 19

Wir hatten ein Schreikind! Und haben es überlebt

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Wir wissen ganz genau, was es bedeutet, Eltern eines Schreikindes zu sein. Unser Sohn hat uns über ein halbes Jahr nach seiner Geburt angeschrien. Jeden Tag und das über mehrere Stunden! Wir haben damals sehr unter der Situation gelitten und haben natürlich nach Möglichkeiten gesucht, was wir tun können. Vor allen Dingen hat uns eine Frage gequält: Warum? Die Schwangerschaft meiner Frau war nicht ganz komplikationslos und auch die Zeit war sehr stark von emotionalen Stress geprägt. Lag es vielleicht daran?

Es ist nicht nur das Schreien an sich, sondern auch die quälenden Selbstzweifel, die wachsen, wenn man das erste Mal Eltern wird und permanent angeschrien wird. Was machen wir falsch? Was fehlt unserem Baby? Sind wir gute Eltern? Warum bin ich nicht Single geblieben??? Es würde jetzt den Rahmen sprengen alle Fragen aufzuzählen, die wir uns – teilweise auch laut vor dem Spiegel - selbstkritisch gestellt haben. Am Ende haben wir darauf keine Antworten bekommen. Jedenfalls war unser Sohn kein Einsteigerbaby.

Neben Job und all den anderen Verpflichtungen und to dos, kann die Situation mit einem Schreibaby sehr belastend sein und wir können euch sagen: Das alles hätte uns damals fast die Ehe gekostet, weil wir einfach maximal mit der Situation überfordert waren. Und es ist ok, das auch so zu benennen. Man darf nicht vergessen, dass Eltern immer noch Menschen sind, mit eigenen Bedürfnissen. Doch dazu später mehr.

Was ist ein Schreikind überhaupt?

Schreibabys sind Säuglinge, die über einen längeren Zeitraum hinweg übermäßig viel und intensiv schreien. Die genaue Definition von Schreibabys kann jedoch je nach Quelle und Fachrichtung variieren. Im Allgemeinen werden Schreibabys als Säuglinge definiert, die an mindestens drei Tagen pro Woche und über mindestens drei Stunden hinweg ohne ersichtlichen Grund schreien und sich nur schwer oder gar nicht beruhigen lassen.

Die Definition von Schreibabys kann auch andere Symptome umfassen, wie z.B. starke Unruhe, Schlafstörungen und vermehrtes Spucken. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass es keinen spezifischen Schwellenwert gibt, der ein Kind als Schreibaby kennzeichnet. Die Definition basiert eher auf der Beobachtung des Verhaltens des Kindes und dem Grad der Belastung, den es für die Eltern und die Familie insgesamt darstellt. Wir haben in unserem Bekanntenkreis oft miterlebt, dass die Eltern ihre Kinder oft als Schreikinder bezeichnet haben, die aber bei einem Grillnachmittag keinen Ton von sich gegeben haben. Jeder definiert das Thema Schreikind für sich selbst und hängt vom persönlichen Empfinden ab, ab wann man das Schreien eines Kindes als zu häufig empfindet.

Sobald du aber diese Schwelle erreichst, dann ist das Thema für dich relevant. Denn sonst würdest du dich damit nicht beschäftigen.

Die Häufigkeit von Schreibabys variiert je nach Studie und Region, in der sie durchgeführt wurde. Schätzungen zufolge sind etwa 10-30% aller Säuglinge betroffen. Es ist jedoch wichtig zu betonen, dass alle Säuglinge in den ersten Lebensmonaten viel schreien und unruhig sein können. Schreibabys zeichnen sich durch ihr übermäßiges und untröstliches Schreien aus, das sich häufig in den Abend- oder Nachtstunden verstärkt.

Die Ursachen von Schreibabys sind komplex und können von Kind zu Kind unterschiedlich sein. Es gibt jedoch einige Faktoren, die als Risikofaktoren für Schreibabys gelten:

  • Koliken: Schreibabys können an Koliken leiden, die zu Bauchschmerzen und Unwohlsein führen können.
  • Hunger: Wenn ein Baby nicht genug zu essen bekommt, kann dies zu Unruhe und stundenlangem Schreien führen.
  • Überstimulation: Überstimulation durch Geräusche, Licht oder Aktivitäten kann dazu führen, dass sich das Baby gestresst und überfordert fühlt.
  • Schlafmangel: Wenn ein Baby nicht genug Schlaf bekommt, kann es müde und gereizt sein, was zu untröstlichem Schreien führen kann.
  • Familiäre Belastung: Stress, Angst und Konflikte innerhalb der Familie können sich auf das Baby auswirken und zu Schreibabys führen.

Bitte vergiss eines nicht und mir ist dieser Punkt eigentlich am aller wichtigsten. Vergiss bitte niemals, dass dein Kind nicht aus böser Absicht oder Vorsatz handelt. Dein Kind denkt sich jetzt nicht, „so ich mach es meinen Eltern jetzt mal richtig schwer“. Es ist wichtig zu beachten, dass Schreibabys keine Schuld oder Schande für Eltern darstellen. Der Umgang war für uns eine enorme Herausforderung, die unsere Vorstellungen zum Thema Familienromantik völlig zerstört hat. Wenn du merkst, dass du an einem Punkt kommst, wo der Frust seinen Höchststand hat, dann leg dein Kind kurz ins Bett und gehe aus dem Zimmer, um dich zu beruhigen – auch wenn es dabei schreit. Das ist besser, als wenn dein Kind deine eigene Nervosität und Gereiztheit mitbekommt. Das hilft nicht weiter und es schadet mehr in so einer Situation zu verbleiben. Fälle, in denen Eltern ihr Kind deswegen tot schütteln gibt es leider zu genüge.

Wir haben es so gemacht, dass wir uns beide abgewechselt haben. Jeder hatte am Tag ein wenig Zeit für sich um mal einen Spaziergang machen zu können oder andere Dinge, die einen in dem Moment gut tun und man aus der Situation entfliehen konnte.

Was sind typische Verhaltensmuster von Schreibabys?

Schreibabys zeigen in der Regel bestimmte Verhaltensmuster, die sie von anderen Säuglingen unterscheiden. Hier sind einige typische Verhaltensmuster von Schreibabys:

  • Übermäßiges Schreien: Schreibabys schreien oft mehrere Stunden am Tag und an mehreren Tagen in der Woche. Das Schreien kann plötzlich beginnen und ohne ersichtlichen Grund anhalten.
  • Unruhe und Schlafstörungen: Schreibabys haben oft Schwierigkeiten, sich zu beruhigen und einzuschlafen. Sie können unruhig und angespannt wirken und Schwierigkeiten haben, sich in den Schlaf zu wiegen.
  • Anspannung und Steifheit: Schreibabys können angespannt und steif wirken. Sie können ihre Arme und Beine anziehen und sich krümmen.
  • Fütterungsprobleme: Schreibabys können Schwierigkeiten haben, zu trinken oder ihre Mahlzeiten zu beenden. Sie können auch Schwierigkeiten haben, Gewicht zuzunehmen.
  • Reizbarkeit und Unwohlsein: Schreibabys können sich schnell gestresst und unwohl fühlen. Sie können auf Veränderungen in ihrer Umgebung empfindlich reagieren und schneller als andere Säuglinge überstimuliert werden.
 Es ist wichtig zu beachten, dass diese Verhaltensmuster nicht immer auf Schreibabys hinweisen. Jedes Baby ist einzigartig und kann sich anders verhalten. Eltern sollten jedoch aufmerksam sein und sich an einen Kinderarzt wenden, wenn sie den Verdacht haben, dass ihr Baby ein Schreibaby ist.


Wie viel Schreien ist „normal“?

Alle Babys schreien in den ersten Lebensmonaten, um ihre Bedürfnisse auszudrücken. Es ist daher wichtig zu unterscheiden zwischen normalem Schreien und übermäßigem Schreien, das auf ein Schreibaby hinweisen kann.

Normales Schreien tritt in der Regel auf, wenn das Baby Hunger hat, nasse oder schmutzige Windeln hat, müde oder unbehaglich ist. Es tritt in der Regel zu bestimmten Tageszeiten auf und kann durch eine einfache Maßnahme wie das Füttern, Wechseln der Windel oder das Wiegen des Babys gelindert werden.

Übermäßiges Schreien tritt auf, wenn das Baby untröstlich und angespannt ist, ohne dass es offensichtliche Gründe dafür gibt. Es tritt oft über mehrere Stunden am Tag und an mehreren Tagen in der Woche auf. Es kann auch während der Nachtstunden verstärkt auftreten. Übermäßiges Schreien kann das Baby und die Eltern gleichermaßen belasten und ist ein Zeichen dafür, dass das Baby möglicherweise ein Schreibaby ist.

Es ist wichtig zu beachten, dass jedes Baby anders ist und es keine festgelegte Regel gibt, die besagt, wie viel oder wie oft ein Baby schreien sollte. Wenn Du jedoch den Verdacht hast, dass dein Baby übermäßig viel schreit oder untröstlich ist, dann wende dich zunächst an den Kinderarzt, um festzustellen, ob dein Baby ein Schreibaby ist und welche Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung stehen.

Ich habe damals schon für mich gesagt, dass ein Baby – anders wie wir Erwachsenen – die einfachsten und grundlegendsten Bedürfnisse hat. Das sind Liebe, Wärme & Geborgenheit, etwas zu Essen und eine saubere Windel. All die ganzen Spielsachen sind in den ersten Lebensmonaten eigentlich für ein Schreikind aus meiner Sicht gar nicht zweckdienlich. Ein Mobile über dem Bett? Ich glaube für unseren Sohn damals purer Stress. Wenn du diesen Grundbedürfnissen allen gerecht wirst und stets erfüllst, dann hast du deine 100 Prozent als Mama oder Papa gegeben. Mehr geht nicht. Ich habe lange gebraucht, um das für mich auch zu verstehen. Das ist wichtig, denn Selbstzweifel verstärken das Thema noch unnötig. Denn auch wenn wir es vielleicht nicht merken. Ich bin davon überzeugt, dass es ein Baby durchaus wahrnimmt, ob wir gestresst sind oder nicht.


Tipps zur Beruhigung von Schreibabys

  • Tragen oder Wiegen des Babys: Das Tragen oder Wiegen des Babys kann ihm das Gefühl geben, sicher und geborgen zu sein. Viele Schreibabys beruhigen sich, wenn sie in den Armen ihrer Eltern getragen werden.
  • Schaukeln oder Bewegung: Bewegung kann beruhigend auf ein Schreibaby wirken. Versuchen Sie, das Baby sanft zu schaukeln oder in einem Schaukelstuhl zu sitzen. Eine Autofahrt oder ein Spaziergang im Kinderwagen kann ebenfalls helfen.
  • Weißes Rauschen: Einige Schreibabys reagieren gut auf weißes Rauschen oder monotonen Sound. Einige Eltern nutzen dafür spezielle Apps oder Geräte mit beruhigenden Klängen.
  • Entspannungstechniken: Wenn Eltern gestresst sind, kann sich das auf das Baby übertragen und das Schreien verstärken. Versuchen Sie, Entspannungstechniken wie Yoga, Meditation oder Atemübungen, um sich zu beruhigen und Ihre eigene Stressreaktion zu reduzieren.
  • Bauchmassage: Eine sanfte Bauchmassage kann die Verdauung und Entspannung des Babys fördern.
  • Füttern: Schreibabys können hungriger sein als andere Babys. Es kann helfen, das Baby häufiger zu füttern oder ihm eine zusätzliche Mahlzeit anzubieten.
  • Beruhigungsbäder: Ein warmes Bad kann dazu beitragen, das Baby zu entspannen und zu beruhigen.

Es ist wichtig zu beachten, dass jedes Baby anders ist und dass nicht jede Beruhigungsmethode bei jedem Schreibaby funktioniert. Es kann auch eine Kombination aus verschiedenen Methoden nötig sein, um das Baby zu beruhigen. Eltern sollten auch darauf achten, dass sie sich selbst ausreichend Zeit und Unterstützung geben, um mit den Herausforderungen eines Schreibabys umzugehen.

Die genannten Möglichkeiten haben uns kaum bis gar nicht geholfen. Selbst das Tragen hatte kaum einen Effekt und war auf Dauer körperlich einfach schwierig für uns. Vor allen Dingen für die Mutter. Ein Tragetuch hat auch nicht funktioniert.

Was bei uns der Gamechanger und der erste Funken Hoffnung gewesen ist, war zunächst ein Gymnastikball. Wir haben unseren Sohn im Arm gehabt und haben uns dann auf den Ball gesetzt und angefangen zu hüpfen. Es ist unglaublich und auch das ist nicht erklärbar, aber durch die permanente Hüpfbewegung ist er letztendlich in unserem Arm eingeschlafen. Wichtig war, dass wir das wirklich so lange machen mussten, bis er tief und fest schlief. Denn das Weglegen in sein Bettchen, war die nächste Herausforderung. Eine falsche Bewegung oder irgendein Geräusch hat in sofort aus seinem Schlaf gerissen und die ganze Vorarbeit war dahin und wurde sofort mit einer Schreiattacke quittiert.

Wir sind dann später auf das Thema Federwiege gekommen. Für ein paar hundert Euro gab es dann eine Federwiege mit Motor*, ein Stofftuch und ein Gestell, welches wir in seinem Zimmer installiert haben. Nach mehreren Monaten war das die Erlösung für uns. Die Federwiege hat uns am Ende endlich etwas mehr Normalität in den Alltag gebracht, da wir in der Lage waren, ihn wegzulegen. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie dankbar wir waren, zumindest ein kleines bisschen Zeit am Tag gewonnen zu haben.


Was sind deine Erfahrungen mit Schreibabys? Schreib uns ein Kommentar!


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